BEMU am Bahnsteig: Elektromobilität in Bestform

Für den Betrieb der Bahnstrecke Harsewinkel — Gütersloh — Verl setzt der NWL auf Klimafreundlichkeit – und setzt dort künftig batterieelektrische Fahrzeuge (BEMU) ein, die auch in anderen Regionen nach und nach Dieseltriebzüge ablösen werden. Mit ihnen wird die Fahrt lokal emissionsfrei, komfortabel und — dank moderner Informationstechnik – auch einfach.

Im Grunde sei alles ganz einfach, bemerkt Projektleiterin Anja Stocksieker. Insgesamt werden genau zwei moderne Triebwagen des Herstellers CAF auf der Strecke unterwegs sein. Sie kommen von den Endpunkten der Reaktivierungsstrecke, also von Harsewinkel und von Verl, und erreichen in nur knapp 15 Minuten den Hauptbahnhof Gütersloh. Dort fahren sie hintereinander auf Gleis 1 ein: zuerst der aus Verl (nach Harsewinkel), dann der aus Harsewinkel (nach Verl). Die Züge ›parken‹ dann direkt hintereinander am selben Bahnsteig — eine Situation, die man von vielen Bahnhöfen in Deutschland heute kennt. »Durch die Anzeigen am Zug und am Bahnsteig wird es den Fahrgästen leicht fallen, ihren Zug zu finden«, verspricht Stocksieker. Grundsätzlich ist vorgesehen, dass der Zug nach Harsewinkel immer am südlichen Ende von Gleis 1 hält, der Zug nach Verl dagegen am nördlichen Ende.

Gespiegelte Ausfahrt und viel Zeit für alle Eventualitäten

Bei Gleis 1 am Hauptbahnhof Gütersloh wechselt das Fahrpersonal beider Züge den Führerstand, um später in Gegenrichtung wieder aus dem Bahnhof ausfahren zu können. Vorher stellen die Fahrzeugführer noch den Stromabnehmer auf, sodass die Fahrzeuge Kontakt zur Oberleitung bekommen und ihre Batterien aufladen können. Wenn die Zeit gekommen und das Ausfahrtsignal auf grün gestellt ist, verlässt der Zug nach Verl (aus Harsewinkel) zuerst den Bahnhof: also derjenige Zug, der zuletzt eigefahren ist. Es folgt der Zug nach Harsewinkel (aus Verl). Die Reihenfolge der Abfahrt bildet also die gespiegelte Variante der Ankunft in Gütersloh Hauptbahnhof.

An den Endpunkten der Strecke, also in Harsewinkel und Verl, warten die Züge 20 bzw. 18 Minuten, damit sie, passend zur Fahrplanzeit, pünktlich wieder in Richtung Gütersloh starten können. Eine weitere Aufladung der Batterien ist dort nicht notwendig. »Nach unseren und den Berechnungen des Fahrzeugherstellers CAF reicht die Haltezeit in Gütersloh völlig für das Aufladen aus«, sagt Stocksieker dazu, »wodurch wir auch keine zusätzlichen Lademöglichkeiten in Harsewinkel und Verl schaffen müssen.« Die ostwestfälische Bahnstrecke bildet damit einen perfekten Kandidaten für den Betrieb per BEMU. Und: Um den Betrieb auch bei Instandhaltungs- oder Reinigungsarbeiten an den Fahrzeugen sicherzustellen, stehen zwei Reservetriebwagen gleichen Typs zur Verfügung, die auch bei kurzfristigen Ausfällen schnell zum Einsatz kommen können.

NWL auf der Höhe der Zeit

Der Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe hatte im Juni 2022 den erfolgreichen Vertragsabschluss mit dem spanischen Fahrzeughersteller CAF zur Lieferung von insgesamt zehn Triebwagen für den Einsatz zwischen Harsewinkel und Verl sowie zwischen Münster und Sendenhorst bekannt gegeben (Originalmeldung hier). Damit gelingt ein großer Schritt in Richtung lokal emissionsfreien Bahnverkehrs. Bahnstrecken wie zwischen Harsewinkel, Gütersloh und Verl können auf diese Weise einen noch komfortableren und umweltfreundlicheren Betrieb gewährleisten, weil sie nun auch ohne Oberleitung grundsätzlich nicht mehr auf schadstoffreiche Triebfahrzeuge angewiesen sind: So geht Elektromobilität.